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Erfahrungsberichte

Wer im Hochsommer an die dänische Ostseeküste fährt, um dort Meerforellen nachzustellen, ist im Grunde selber schuld an der Erfolglosigkeit. Glücklicherweise geht es vielen von uns nicht nur um den Fang. Aber egal, ich wollte fangen, und um das zu erreichen, schlüpfte ich kurzum in meine Wathose und erforschte die metertiefe Uferzone meines Angelplatzes. Die ersten Schritte waren problemlos zu bewältigen, doch mein Forschungsdrang zog mich weiter in steinigere Regionen. Und dort wurde es spannend, denn die großen und mit glitschigem Gepflänz behafteten Brocken stellten meinen Gleichgewichtssinn auf eine harte Probe. Ich war allein am Gewässer, und das war auch gut so, denn der "Tanz", den ich beim verzweifelten Versuch, das rettende Ufer zu erreichen, aufgeführt habe, würde den einen oder anderen Zuschauer durchaus amüsiert haben. Ich hielt mich gut bis ... ja bis mich die Aussicht auf das sicher geglaubte Ufer leichtsinnig werden ließ. Ich taumelte und wankte, torkelte und stakste und ... stürzte schließlich doch, und zwar auf eine ziemlich erbärmliche und unspektakuläre Art und Weise im knietiefen Wasser. Ich landete auf allen Vieren, die Rute auf die Steine knallend, die Rolle im Wasser. Nach einem kurzen Scan der Umgebung auf etwaige Zuschauer sowie des Angelstockes auf Schäden rappelte ich mich auf und ging schnurstracks zum nächsten vermeintlichen Hotspot. Dort angelangt, brachte gleich der erste und wirklich rekordverdächtige Weitwurf einen knackigen Hänger gaaanz weit draußen in der abendlichen Ostsee. Fünf Minuten später war die Montage wieder am Mann. Das Ziehen und Zerren an Schnur und Rute mutete jedoch schon irgendwie eigenartig an. Egal, der nächste Wurf auf die andere Seite sollte den wahrlich verdienten Fisch bringen, aber nix da. Auch dieser engagierte Versuch scheiterte an einem hundsgemeinen Unterwasserhindernis. Ein kurzer und nicht wirklich heftiger Zug am Stock ließ meine wunderschöne YAD-Rute in schockierender Geräuschkulisse einen jähen Ermüdungsbruch erleiden. Schade. Im Anschluss packte ich meine sieben Sachen und verließ den Strand. Sicher war sicher. Wer weiß, was an einem solchen Tag noch hätte passieren können.

Ach ja, nach dem kurzen Besuch im lauwarmen und salzigen Ostseenass war auch meine Rolle nie mehr dieselbe.

Wie jedes Frühjahr zog es mich auch in diesem Jahr wieder an die dänische Ostseeküste, um ein paar ruhige und entspannende Angeltage bei Bier und frischer Luft zu verleben. Und immer, wenn Entspannung angesagt ist, fällt Spinnangeln aus. Ansitzangeln, genauer Brandungsangeln lautet alljährlich die Devise. Es wurden ein paar traumhafte Tage.  Bei schon recht milden Temparaturen und Plattfischen ohne Ende verging die Zeit wie im Flug. Der Wind war schwach, die Sonne schien, und einige Schweinswale zogen in Ufernähe anmutig ihre Sicheln. Und so könnte die Geschichte auch schon enden, wäre da nicht dieses eine Erlebnis gewesen. Ich versuchte einige Stunden, mit Fischfetzen einen Dorsch zu kriegen. Keine meiner beiden Routen zuckte, während ein paar Meter weiter mein Begleiter eine Platte nach der anderen auf Wattwurm landen konnte. Allmählich wurde ich unruhig und war kurz davor, ebenfalls dieses stinkende Gewürm aufzuziehen, als es geschah. Meine Route krümmte sich mehrfach heftig und unmissverständlich. Das war mein Moment. Ich zögert nicht lange und setzte den Anhieb. Um es vorweg zu nehmen: Das Glück, einen Dorsch zu fangen war mir natürlich nicht gegönnt, dennoch spürte ich einen Widerstand, der mich zu dem Zeitpunkt noch hoffen ließ. Kurz vor dem Ufer schnitt dann mein Fang auch die Oberfläche und zeigte somit zum ersten Mal sein grässliches Antlitz. Zunächst war mir nicht klar, womit ich es genau zu tun hatte, aber nachdem mein Fang des Tages ca. 30cm vor mir im Abendlüftchen tanzte, war die Sache klar. Ich hatte einen halb verwesten und bestialisch stinkenden Fischkopf an die Oberfläche geholt, der sich zu allem Überfluss nicht einfach vom Haken lösen ließ. Ein kalter Ekelschauer lief mir über den Rücken ...

Tja, ich habe viele schöne Flundern und Klieschen an diesen Tagen gefangen, aber die einzige Erinnerung, die nicht zu verblassen scheint, ist die von der Fischkopfsache. Schade eigentlich.

Es gibt Tage im Anglerleben, da scheint einfach alles zu stimmen: milde Temperaturen, Trockenheit, Windstille, hungrige Fische, der richtige Köder und keine Hänger über oder unter Wasser. Kleinfischschwärme, die an der Wasseroberfläche mit rauschendem Getöse die Flucht ergreifen, lassen die Anwesenheit des räuberischen Zielfisches vermuten. Irgendetwas Magisches liegt in der Luft an diesen Tagen. Beinahe jeder Wurf findet das hektische Interesse eines stacheligen Kammschuppers, und so dauert es nicht lange bis der besessene Spinnangler das Abendessen erwirtschaftet hat. Es sind diese seltenen Tage, an denen die Barsche auf alles beißen, was sich bewegt und sich in einen Rausch zu fressen scheinen. In einen ähnlichen Rausch gerät dann auch der faszinierte Petrijünger. Die Diskussionen über Köderart, -farbe und -größe verblassen zur Albernheit, wenn allein ein blanker Haken zum Anbiss führt. Aber wie ist dieses Blutrausch-Verhalten der Räuber zu erklären? Temperatur, Jahreszeit, Luftdruck und der ganze übrige Wahnsinn, über den man häufig fachsimpelt, können nicht allein den Ausschlag geben. Detaillierte Fangbucheinträge beweisen, dass all diese Faktoren in ähnlicher Ausprägung in der Vergangenheit nicht zum "heiligen Angelgral" geführt haben. Und so bleibt dem Angler nur der intensive Genuss dieser wenigen wertvollen Stunden, denn so plötzlich, wie sie gekommen sind, gehen sie auch wieder ... diese Magic Moments.

Mitten in der großartigsten Schönwetterperiode des Jahres beschloss ich, das Überstundenkonto etwas zu schmälern und mich frühzeitig ins Wochenende zu verabschieden, um mal wieder mein Glück beim Spinnangeln zu versuchen. Das Wetter war der reine Wahnsinn. 20 Grad und mehr, wolkenloser Himmel und eine steife Brise aus Ost, die den zahlreichen Mücken ihre Stechattacken erschwerte. Um es kurz zu machen, in 5h gingen mir 9 Hechte, 1 Zander und ein paar kleinere Barsche ins Netz. Ein derartiges Erlebnis mit einer solchen Ausbeute hatte ich noch nie. Durchschnittlich im Halbstundentakt rappelte es an der Rute. Abgesehen von einem untermaßigen Exemplar lag die Größe der Räuber zwischen 50 und 60cm Länge. Die Drills waren nicht lang, aber intensiv. So viel Action gab's lange nicht mehr. Die Viehcher waren teilweise so gierig, dass der ins Wasser fallende Gummifisch (Shad) keine Sekunde nach Aufschlag attackiert wurde.Aber woran hat's gelegen? Von typischem Hechtwetter konnte eigentlich nicht die Rede sein. Es muss wohl die Kombination aus konstanter Wetterlage, optimaler Wassertemperatur und Laich-Strapazen-Fressgier gewesen sein. Möglicherweise spielte auch die Wassertrübe eine Rolle, die im Vergleich zur Vorwoche stark zugenommen hat. Aber was es auch immer war, das den Wahnsinn ausgelöst hat, ich bin glücklich, das Spektakel erleben gedurft zu haben ...

Die Fingerkuppen hatten sich noch nicht ganz von den Strapazen der Brandungsangelei der vergangenen Tage erholt, da stand ich auch schon wieder am heimischen brandenburgischen Süßgewässer, in der Hand eine handelsübliche FireFlex-Spinnrute. Es war ein wunderschöner Tag mit Temperaturen um die 17 Grad Marke und nur leichtem Wind. Die Sonne schien über weite Strecken des Tages. Mit guter Laune und dem Ziel, am letzten Urlaubstag noch ein paar Stachelritter auf die Schuppen zu legen, knüpfte ich einen 4cm langen Twister an die Geflochtene und auf gings ... Schon nach 30min ging ein stattlicher Hecht von 64cm mit Nachdruck auf den doch eher jämmerlich wirkenden Gummischwanz. Der gut gehakte Fisch konnte wenig später erfolgreich gelandet und aufgrund der Schonzeit sofort wieder ins kühle Nass entlassen werden. Der erste Entenschnabel des Jahres hat nochmal Glück gehabt. Es folgten zwei eher unspektakuläre Stunden, in denen nicht das kleinste Zucken zu spüren war. Von Barschen weit und breit keine Spur. Interessant wurde es erst wieder, nachdem ein weiterer, wenn auch deutlich kleinerer Esox dicht unterm Ufer hektisch nach dem gleichen Köder schnappte. Wieder konnte mit dem Tier in alter Catch-and-release-Manier verfahren werden. Die Aufregung war noch nicht ganz verflogen, da fiel der dritte Hecht von 55cm auf einen kleinen Shad herein und machte den Hattrick und einen tollen Angeltag perfekt ... auch, wenn sich der Zielfisch mit keiner Schuppe seines Körpers hat blicken lassen.

Am 2. Aprilwochenende war es dann soweit. Ein verführerischer Wurmcocktail, angeboten am Gewässergrund in ca. 10m Tiefe, wurde mehrfach wild attackiert ;)In ca. 3h durften zumindest eine stattliche Plötze und ein kampfschwacher Blei ihre ungestüme und leichtsinnige Fresswut bereuen. Darüber hinaus war es ein für diese Tage ungewöhnlich angenehmer Samstagabend mit viel Sonne und wenig Wind. Gepaart mit angenehmen Temperaturen von über 10 Grad ließ es sich aushalten. Die Erkenntnis des Tages ist jedoch, dass allmählich wieder Leben in die Unterwasserbude kommt ...

Mit den ersten warmen Tagen des Jahres Ende März wurde es Zeit für mich, auch den ersten Wurm des Jahres zu baden. Die Jahreskarte konnte zuvor ohne Probleme aber dafür mit Preiserhöhung im Vergleich zum Vorjahr erworben werden. Und obgleich die Nächte noch frostig waren, wollte ich mein Glück im heimischen brandenburgischen Gewässer versuchen. Nun ja, um es kurz zu machen, das Wetter hat gestimmt. Das war dann aber auch schon alles. Mit unseren vier Grundangeln, jeweils mit einem unwiderstehlichen Rotwurm bestückt, konnten wir lediglich 1, vom kalten Wasser offenbar geistig umnachteten Krebs überlisten. Das Gewässer schien noch immer tot zu sein, zumindest unter der Wasseroberfläche. Darüber waren Enten, Haubentaucher, Kormorane und diverses andere Federvieh eifrig am Balzen und auf Nahrungssuche. Während der eine oder andere Raubvogel spektakulär ins Wasser stürzte, um sich kurz darauf mit einem ansehnlichen Schuppenträgern wieder in die Luft zu erheben, blieb uns nur der Blick in die leeren Bierflaschen. 1:0 für die Seebewohner ...